VW Bus T1 Scheunenfund Kaufberatung
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich so was mal erleben darf.
Vielleicht, weil ich nicht mehr an kleine Wunder geglaubt habe. Vielleicht, weil mit jedem Lebensjahr meine Abgeklärtheit wächst. Ein alter VW-Bus in einer Scheune? So was gibt’s doch gar nicht mehr, alles nur gestellt. Stimmt! Nicht ganz.
Ok, fangen wir mit der Wahrheit an: Es war keine Scheune, es war ein ehemaliger Schweinestall.
VW Bus T1 Scheunenfund Kaufberatung
Olaf, Sohn des VW Bus-Besitzers, geschätzte 40 (sorry Olaf, falls ich daneben liege) sieht aus, als hätte er ordentlich zu tun und nicht immer genug Schlaf. Wir haben uns irgendwann mal beim Mittagessen im „Helga’s“ in Rostock kennengelernt, das muss im Sommer 2009 gewesen sein. Es saßen mehrere Leute am Tisch und – wie es der Zufall wollte – ausschließlich VW Bus-Fahrer.
Olaf erzählte ganz beiläufig: „Ich hab da noch’n T1 in der Scheune stehn“. Keine Ahnung warum, jedenfalls ging der Satz im allgemeinen Gebrabbel unter, niemand schenkte ihm Beachtung. Jeder hat mal irgendwo „einen“ stehen oder einen stehen gesehen. Klar, ein VW Bus ist nicht „Irgendeiner“, sondern etwas ganz Besonderes. Erst recht ein VW Bus T1! Die sind so selten, so wohlbehütet, so teuer, so ein T1 steht nicht irgendwo rum. Schon gar nicht bei den Dorfis in Tessin. Heute kann ich es selbst nicht fassen, dass ich die Situation damals so verdammt falsch eingeschätzt habe.
Drei Jahre später …
August 2012, Hanse Sail in Rostock. Mit Hammer Work flow und a Lot of Men power bis an die äußersten Grenzen des menschlich Machbaren hatten wir mal wieder die Veranstaltung „Rock the Ramp!“ gestemmt. Per Board & Bike in die Warnow – frei nach dem Motto: Nachtaktiv zum Tagtarif.
Zu den letzten Amtshandlungen nach dem großen Ramperocken „rock the ramp 2010, ein Video“/ klicken macht klick im Kopp
gehört es, die Strohballen aus den Sicherheitszonen am Absprung einer wie auch immer gearteten weiteren Nutzung zuzuführen. Stroh wird ja immer irgendwo gebraucht – als Bremskraftverstärker für wagemutige Skater, Biker und ins straucheln geratende Bierkistenraser, in der Auslaufzone der Absprungrampe oder ganz klassisch im Stall bei den Kühen, Eseln, Ziegen, im Saustall/ das Zimmer Kinder vielleicht. Haben wir eine Gattung vergessen?
Das Stroh muss also wieder weg, und zwar in die Nähe von Tessin. Na toll! Chefsache für einen, der wahrlich Besseres zu tun hat, als mit Strohballen durch die Gegend zu gondeln. Verteilt auf einen VW Bus nebst Anhänger, total überladen, aber immerhin professionell gesichert. Prima, es fängt ja gut an. Bullenhitze, der VW Bus und ich – ein Bild des Friedens und der ländlichen Idylle (abgesehen von … zig SupremeSurf-Aufklebern, hübsch verteilt auf dem T3 Syncro Doppelkabiner).
Irgendwo im Nirgendwo, ca. eine Stunde später (normal wären auf dieser Strecke 20 Minuten), bin ich da. Ställe, Scheune und ein Typ, der mir irgendwie bekannt vorkommt.
Also ran an die Strohballen, die Dinger runtergewuchtet vom Gespann, dabei kommen wir ins Quatschen. Hunde sind ja immer ein beliebtes Gesprächsthema und unsere beiden Schrottvögel sowieso. Moment mal, die Stimme kennste doch! schießt es mir durch den Kopf. Das ist doch genau der Typ, mit dem ich vor Jahren mal zufällig im „Helga’s“ gesessen hatte. „Wir kennen uns! Du bist doch der, der angeblich einen T1 in der Scheune stehen hat.“ „Yep“, steht hinter der Wand.“ brummelt Olaf, der nicht gern Worte verplempert. Die Wand hinter uns gehört zu einer großen Stallung, so einem typischen Prachtbau aus der sozialistischen LPG-Ära.
„Komm, lass ma kieken gehen!“ Olaf, ein Mann der Tat. Im nächsten Moment stehen wir vor einer Plane, darunter ein (Trommelwirbel) VW Bus T1. Unfassbar! Olaf hatte echt nicht zu viel versprochen. Ich bin platt. Doch noch mehr als der T1 interessiert mich zunächst das Wunderwerk nebenan – ein VW Bus T3 Syncro in Ausführung Pritsche. Olaf, der Mann mit den guten Sensoren: „Keen Motor drinne im Moment.“
Ich schaue mich um. Ganz schön viel Kram hier! Olaf erklärt „Wenn man Platz hat zum Möhlen, oder nennen wir es mal Einlagern, dann braucht man sich von nüscht trennen. Wir denken da in 5-Jahr-Plänen. Weißt ja nie, wofür es nochmal gut ist.“
In Mecklenburg-Vorpommern passiert alles 50 Jahre später, heißt es. Und 20 Autominuten von Rostock entfernt gehen die Uhren noch mal komplett anders, und zwar so was von komplett anders. Da arbeiten auch schon mal drei Kollegen eine ganze Woche lang an einem Anhänger für Gartenabfälle, Größenordnung „Klaufix“. Olaf erklärt das so: „Muss ersma jeplant werden dat Janze. Beim Planen sindse alle da. Geht’s dann an die Umsetzung, fehlen immer welche. Hand anlegen is immer nochma wat anderes.“ Olaf ist kein gebürtiger Mecklenburger, er spricht Mischmasch-Dialekt Dialekt. Ich tippe mal Sachsen-Anhalt, vielleicht auch Brandenburg.
Drei Wochen später …
Immer wieder erhalte ich E-Mails von Heiratswilligen, die im VW Bus standesgemäß zum Standesamt oder zur Kirche kutschiert werden wollen. Ich kenne jedoch nur einen einsatzbereiten VW Bus T1 im Umkreis von 100 km. Allerdings hat der hinten keine Scheiben und keine Sitzmöglichkeiten. Geistesblitz! Olafs Nummer rausgesucht, Anruf, kein Anschluss unter dieser Nummer. Irgendjemand von SupremeSurf muss aber mit Olaf telefoniert haben, er wird eine neue Nummer haben. Zehn Minuten später habe ich sie auch.
„Ja?“ Ich erzähle Olaf von meinem Geistesblitz. Er: „Komm lang.“ Ich: „Wann?“ Er: „Nächste Woche, Mittwoch 10 Uhr, ruf noch mal an ´n Tag vorher.“ Verabredung zur Probefahrt. Wir wollen doch mal sehen, ob der T1 als Hochzeitskutsche funktioniert.
Eine Woche später, Mittwoch 10 Uhr, irgendwo im Nirgendwo. Die Strohballen liegen noch genau da, wo wir sie abgeladen haben. Olaf und ein netter Kerl um die 60/65 kommen mir entgegen. „Mein Vater“ sagt Olaf. Der nette Kerl schüttelt mir die Hand: „Moin moin, Felix. Mir gehört der VW Bus.“ Alles klar! Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin nicht hierher gekommen, um Olaf oder seinem Vater den VW Bus aus dem Kreuz zu leiern. Mir schwirrt viel mehr die Hochzeitsidee im Kopf herum und darauf spreche ich den Papa auch direkt an: „Felix, können Sie sich vorstellen, mit dem Bus Hochzeitspaare zu fahren?“ „Ja“ erwidert er prompt. Ich falle ihm ins Wort: „Das ist doch so ein toller VW Bus. Den kann ich nicht von irgendjemandem fahren lassen. Am Ende müsste ich den selbst fahren, auf so’ner Hochzeit zum Beispiel. Aber ich tanze doch schon auf so vielen Hochzeiten. Da muss ich nicht auch noch Brautpaare oder Strohballen chauffieren.“
Felix ist aufgeschlossen, freundlich, wach. Nicht verkappt, nicht grummelig, nicht misstrauisch, auch wenn er hier nicht abgelichtet werden möchte, um mal alle Vorurteile gegenüber Mecklenburgern zu bedienen. Er hat auch einen netten Dialekt, viel stärker als sein Sohn. Wie sich herausstellt, kommt die Familie aus der Gegend um Radebeul in Sachsen. Lang ist’s her.
„Und der VW Bus, wo kommt der her?“ frage ich. In der Zwischenzeit ist er ausgeparkt, einfach so angesprungen, unglaublich. Jetzt steht der T1, Baujahr 1966, draußen vor dem Stall in der Sommersonne, als wäre es die normalste Sache der Welt. „Wir haben ihn 1986 einer Frau aus Papendorf bei Rostock abgekauft. Unser ganzes Erspartes haben wir dafür auf den Tisch gelegt, 16 000 Ostmark! Das war wahnsinnig viel Geld für einen uralten, verlebten Bus. Eine Wohnung hat ja damals gerade mal 65 Mark Miete gekostet. Meine Frau hat Widerstand geleistet, hat aber nichts genützt. Man muss es ja auch mal so sehen: Zu Ostzeiten gab es keine Westwagen, es gab überhaupt wenig Autos. Auf einen neuen Trabant musste man 10, manchmal 13 Jahre warten und dafür dann 13 000 Mark bezahlen. Wer clever war und die Möglichkeiten hatte, hat ihn gleich nach der Abholung weiterverkauft, für 20 000 Mark und mehr. So viel musste man für einen 10 Jahre alten Trabant hinlegen, wenn man nicht eine halbe Ewigkeit darauf warten wollte. Das waren Zeiten damals …“
Es ging nicht um Trabbis, sondern um einen wunderschönen VW Bus T1, Baujahr 66. Vater Felix ist wieder mitten drin in der Geschichte. Damals die Chance nen Westwagen kaufen zu können, ein Sechser im Lotto. „Wenn ich jetzt auch den Kaufpreis aufbringen kann, den Krimi um die Eigentumsübereignung überstehe und ihn dann tatsächlich mein Eigen nennen darf. Ich sag Euch Kinder bei dem Gedanken daran bekomme ich Gänsehaut, so aufregend war es damals.“
Felix erzählt weiter: „Damals beim Buskauf 1986 war ich mit dem Langen da, ein Kumpel vom Vater. Der hatte zu Ostzeiten schon einen Mercedes und Ahnung von Westwagen. Jedoch bei der Preisverhandlung und Geldübergabe musste der Lange draußen bleiben. Alles unter der Hand. Wenige Augen, nur Fahrzeugpapiere, eine Quittung und das Bündel Geld. Das war alles, was zählte. Im richtigen Moment alles beieinander zu haben, abrufbar zu sein, die Nerven zu behalten und das viele Geld – ein bisschen unheimlich war das schon. Die alte Dame verkaufte den VW Bus, weil sie nach dem Tod ihres Mannes nichts damit anfangen konnte. Der Preis war eher Gefühlssache. Es gab ja keinen Markt, keine Öffentlichkeit. Und wie war das damals? Das Gefühl? „nicht lange fackeln, jetzt machen, Geld her, Handschlag, gekauft. Ohne großes Aufsehen, schon gar nicht bei einem Westwagen. Zwischen dem Tag, an dem wir von dem Bus erfahren haben, bis zum Kauf lag gerade mal eine Woche.“
Ich frage den Eigner Felix: „Wie kam es denn überhaupt, dass ein Westwagen in den Osten gelangte?“
„Na bei dem VW Bus hier hatte irgendwann Ende der 60er Jahre oder Anfang der 70er schon mal Gevatter Tod die Hände im Spiel. Aus irgendwelchen Gründen wurde der Bus von Hamburg nach Mecklenburg vererbt. Das haben die DDR-Obersten damals wahrscheinlich noch nicht so eng gesehen. Später ging so was im Osten kaum noch, weil der Staat bei solchen Transaktionen kräftig mitverdienen wollte.“
Hier noch mal in Nahaufnahme der Eintrag/ Hinweis, sofern der VW Bus T1 denn wieder verkauft werden sollte in der DDR, müsste er zu erst dem „VEB Maschinen- und Materialreserve“ angeboten werden. Der Verkauf des VW Busses an Vater Felix war also höchst illegal. Der Eintrag der Behörde im oben abgebildeten original Kfz Brief lautete: „Das eingeführte Kfz ist personengebunden. Es darf weder vermietet noch verpachtet werden. Beabsichtigt der Eigentümer das Kfz zu veräußern, so hat er dieses dem VEB Maschinen und Materialreserven zum Kauf anzubieten. Rostock, den 18.08.1971“
Abb drunter – Natürlich darf zum Beweis der Echtheit und dem Wahrheitsgehalt unseres Beitrages der Kfz Brief nicht fehlen, so sahen Papiere zu DDR Zeiten aus, hier mal ein VW Bus T1 und kein Trabant.
Die DDR war weg
Ehrlich gesagt war der T1 zu Ostzeiten für uns eher ein Klotz am Bein. Gegen den Widerstand der Ehefrau gekauft, Ersatzteile waren nicht zu bekommen, nicht einmal zur Urlaubsfahrt hat der Bus getaugt. Ich weiß noch wie heute, wie wir mit dem kleinen Olaf nach Sachsen fahren wollten. Der Motor ölte stark, die Heizbirnen waren undicht und so wurden die öligen Dämpfe per Motorgebläse direkt in den Innenraum befördert. Schon nach 20 km kam der Hilferuf `Wir ersticken!`, das Zeichen zur Umkehr. Also volle Fahrt mit halber Kraft nach Hause, alles umladen in den Wartburg, und noch mal aufgebrochen Richtung Süden.
1989 kam dann die Wende, die DDR war weg, der VW Bus war immer noch da. Plötzlich konnte jeder einen Westwagen haben. Ein oller VW Bus war nun gefühlt fast noch ein schlechteres Geschäft, verglichen mit der ewigen Warterei auf einen DDR-Neuwagen, den man vor der Wende endlich an der Übergabestelle in Rostock-Schutow abholen durfte oder den nun Massenhaft und überteuert verfügbaren, im Schnellverfahren für den dummen Ossi aufpolierten Gebrauchten, mit grossen Motoren und breiten Rädern.“
Im Thema sind nun alle auf voller Fahrt, Sohn Olaf stimmt ein und gibt seine Story zum Besten, die selbst sein Vater noch nicht kannte: „Damals im Mai 1990, großes Durcheinander, keiner hat durchgesehen, auch die Polizei nicht, da konnte man an irgendeinen Wagen irgendein Kennzeichen dran pappen. Papa mit Mama im Urlaub, Sohnemann und Freunde holen den völlig zugebauten VW Bus aus dem Schuppen, merken sich genau, wo was gelegen hat. Schöne Ausfahrt nach Warnemünde und wieder zurück in den Schuppen, den guten alten Bus wieder eingepackt, keiner hat was gemerkt.“ Papa Felix etwas überrascht, hört von dieser Ausfahrt heute das erste mal, kann darüber schmunzeln. Wenigstens hatte Söhnchen damals schon den Führerschein und war wahrscheinlich öfter mal mit Vadders Autos unterwegs. Felix hält dagegen, eine Geschichte geht in die andere über, Ihm fällt noch eine schöne Anekdote zum „Schigulli“ ein, wie man damals den Lada auch nannte. Vater und Sohn sind in Ihrem Element, wir haben alle tüchtig Spaß.
Zurück zum VW Bus. Wider Erwarten ist er in einem besseren Zustand, als ich zu hoffen gewagt hatte. Er läuft und ist eigentlich komplett repariert, auch bei einem Blick unter den Wagen. „Alles in allem juti!“ sage ich und verzichte auf die kleine Probefahrt, denn ich sehe sofort, dass der Bus für sein Alter bestens in Schuss ist, mit den Möglichkeiten eines Ossis auf dem Lande in Schuss gebracht worden ist. Für mich ist das in Ordnung, der VW Bus erzählt seine Geschichte, die er verbracht hat in zwei Staaten und den verfügbaren Materialien zur Erhaltung der Betriebsfähigkeit. Wir sehen keinen für das Zeithaus in Wolfsburg restaurierten VW Bus. Eine stimmige Geschichte, denn neben dem Erhaltungszustand ist immer auch die Historie wichtig bei einem Klassiker. Uns geht es nicht um die zu erfüllenden Prüfbedingungen der F.I.V.A. und Ihrer im Januar 2013 veröffentlichten/ novellierten Richtlinien der Charta of Turin. Wen interessiert wer die F.I.V.A. ist, der kann im „Beitrag VW Bus Restauration“/ klicken macht klick im Kopp zu finden unter der Werkstattleistungen auf unserer Seite, Erhellung finden.
Der größte Wunsch von Felix ist es – das hatte mir Olaf schon drei Wochen vorher erzählt – dass der Bus eine H-Zulassung bekommt, ein so genanntes Oldtimer-Kennzeichen. „Dem steht nichts im Wege“, meine ich. „Was haltet Ihr davon, wenn wir eine große Probefahrt machen, zum Prüfer unseres Vertrauens nach Rostock? Er soll sagen, was ok ist oder wie wir es ihm recht machen können. Dann haben wir den Prüfbericht, den wir für das H-Kennzeichen brauchen, und dann sollte es in absehbarer Zeit mit der Oldtimer-Zulassung klappen. Entschuldigt, dass ich immer in der Wir-Form rede. Es ist ja euer Bus! Macht was daraus, gebt ihm wieder einen Sinn, wäre doch schade, wenn er weiter im Stall steht. Mit Hochzeitsfahrten könnt ihr das Hobby finanzieren. Gibt doch nix Schöneres, als wenn der alte Herr persönlich in seinem VW Bus, Baujahr 66, vorfährt. Das passt schon allein optisch viel besser.“
Große Zustimmung auf allen Seiten. Termin, wann? Nächste Woche, wieder Mittwoch, wieder 10 Uhr. Uns dreien wird klar, dass wir gerade einen großen Moment erleben.
Ich war zur Wende 16, kann mich nur vage daran erinnern, WIE kostbar zu DDR-Zeiten ein Auto war und dass man eben kein neues kaufen konnte, wenn einem der Sinn danach stand, schon wegen der Unsummen die verlangt wurden. Ich wusste ja nicht mal, dass es RFT-Autoradios gab. Die muss es gegeben haben, klar, nur war ich damals zu jung und gerade mal im Besitz eines Mopeds. RFT war eine HIFI-Marke der DDR. Und all die Jahre, die ich mich nun schon um VW Busse kümmere, dachte ich nicht im Traum daran, eines Tages einen T1 auszugraben, im tiefsten Mecklenburg. Noch dazu einen, der so freundliche, offenherzige Besitzer hat. Hier treffe ich auf Menschen, die sich Zeit nehmen zum Schnacken, die keine Angst haben beschissen zu werden, sich gemütlich eine drehen und ihre Geschichten zum Besten geben, die es nicht verlernt haben zu lachen. Trotz Vorwende- und Nachwendewirren, trotz mieser Zukunftsaussichten, trotz all der Plackerei („für weniger arbeiten gehen hieße Sozialismus 😉
Der VW Bus wird ausgeparkt, beide bekommen wir Gänsehaut. „Hach ist das ein Bild!“ Habe ich das gesagt oder war es Vater Felix? Wir gucken verdattert, wie kleine Jungs, die einem Tretauto hinterher schmachten. Ich glaube, einer von uns hat leise „Brumm“ gesagt. (schön schnulzig, aber so schön! So wars eben – es war keine Frau an dem Tag, es war ein AUTO, Mann Mann Mann)
Eine weitere Woche später…
Schon wieder Mittwoch, wieder 10 Uhr, Treffpunkt Stall. Mit dabei der VW BusChecker und Fotograf Peter.
Die Überführungskennzeichen sind angeschraubt. Jetzt wollen natürlich alle mit dem T1 fahren, logisch!
Auf der Autobahn bei 80 km/h wird schon wieder eine Geschichte aufgetischt: Die rot-weiße Buslackierung wurde dereinst von Zingler gemacht, damals noch für die einstige Besitzerin aus Papendorf. „Neeeeiiiin?!“ „Doch!!!“ (wie im Louis-De-Funes-Film)
Der Karosserie- & Lackierbetrieb Zingler, schon zu DDR-Zeiten „privat“ (so nannte und nennt man unter den Alten noch heute die Selbstständigkeit zu DDR Zeiten), ist eine Rostocker Institution! Bis heute eine gute Adresse, wenn es sich mal nicht um einen VW Bus handelt oder der BusChecker keinen Restaurator in Ihrer Nähe empfehlen kann. Den Zingler müssen wir unbedingt mal mit dem VW Bus besuchen. Und dann soll er mal in seine alten Bücher schauen, wann der Lack drauf kam.
Wir sind wohlbehalten bei der Dekra Prüfstelle in Rostock angekommen. Der Prüfer hat sich den Nachmittag extra freigehalten. Wir haben also Zeit, uns den VW Bus ganz in Ruhe anzuschauen und den Anblick zu genießen. Wird er seine H-Zulassung bekommen? Ist er original genug – trotz RFT-Radio, den Rückfahr- und Nebelschlussleuchten vom Wartburg, den Zusatzscheinwerfern und Außenspiegeln vom Barkas? Wahrscheinlich Auslegungssache. Auf jeden Fall ist er genauso vor knapp drei Jahrzehnten durch die Gegend gefahren, ein Ossi aus dem Westen. Innen ist er fast vollständig Wessi, einer aus der Hippie-Ära: originales Interieur, originale Bestuhlung, originaler Dachhimmel. So kam er damals aus Hamburg in den Osten. Einfach „rüber jemacht“, in umgekehrte Richtung.
Danke für den Film zur Entdeckung an die Schnittstelle & Kai Kücken, „VW Bus T1 Scheunenfund on vimeo“/ klicken makes your heart boom
Abb drunter – das feed back der Eigner des Scheunenfundes, Danke auch an Felix und Heidi
FAZIT – VW Bus T1 Scheunenfund Kaufberatung
Entdecken Sie mit mir & gewöhnlichen VW Bussen ungewöhnliche Geschichten, lassen Interessenten Teil haben. Jeder VW Buss eine Story, erwachsen aus Ihren Erlebnissen mit Ihm. Ich find’s richtig toll das Sie VW Bus fahn. Weltklasse.
Ja, diesen VW Bus T1 kann mieten.
Er ist oll, muffig, ein alter VW Bus der nur sehr selten benutzt wird. Kein Neuwagen, kein vollrestaurierter, Neuteileduft verströmender Schmeichler. Er glänzt nicht mit seinem verblichenem Lack, sondern mit seiner Eigenart und dem, einer Frechheit gleich, unverschämt hohem Tagessatz. Naja was erwarten Sie? Der kommt nur mit Fahrer. Dann das Risiko das da ein Depp reinkarrt in unseren kleinen Überlebenskünstler. Es hilft eben nur der Überredungsversuch per wertloser bunter Scheine. Schon wieder droht einer mit Geld.
Am besten sie kaufen sich mal so nen VW Bus T1 und erfahren wie es ist, die Bürde zu tragen, so ein Teil sein Eigen zu nennen. Eigentum verpflichtet, alles was man hat, hat Einen.
Da sind auch schon Schafe mit gefahren worden. Wollen Sie sich da wirklich mit zur Trauung oder zu den Hochzeitsgästen chauffieren lassen?
Überlegen Sie sich das gut! Stellen Sie sich vor, der betagte Oldtimer bleibt liegen, rollt aus am Strassenrand? An Ihrem schönsten Tag im Leben, mit Abschleppseil gezogen vorgefahren kommen?
Naja, Sie müssen es ja wissen. Haben das Glück scheinbar gepachtet.
Der VW Bus hat ein Wertgutachten erhalten im November 2015, für den Fall hin, das Sie erschrocken sind, in was für einem vernachlässigtem Zustand unser kleiner Überlebenskünstler wäre.
Es gibt verschiedene Ansätze von Werterhaltung. Der aktuelle Eigner hat den VW Bus absichtlich nicht restaurieren lassen, sondern Ihn ganz bewusst so in dem Zustand belassen, in den er verbracht wurde in den Jahren der Mangelwirtschaft der DDR. Das ist die Geschichte unseres kleinen Freundes, seine ganz ureigne Lebensgeschichte. Diese würde zu einer leeren Hülle, wenn der VW Bus vor Ihnen, nagelneu durchrestauriert stehen würde. Der aktuelle Eigner steht hinter der Idee, die ich im übrigen auch vertreten würde, den VW Bus genau so zu erhalten, wie eben beschrieben. Technisch so, das er auf der Strasse bewegt werden darf, aber optisch eben nicht so, das er Pokale gewinnen würde. Hier die zweite Hälfte der Taxierung aus dem November 2015.
Sie glauben nicht wie schwer es ist, bei so einer Taxierung den Wert richtig einzuschätzen. Zum einen mögen nun verschiedene Leser Dollarzeichen in den Augen haben und gern völlig überzeichnete Werte lesen wollen. Wenn ich ehrlich bin, finde ich die Bewertung von Euro 30ooo schon stark übertrieben. Aber das ist der Markt. Nicht was man selbst für richtig hält, sondern das Umfeld diktiert Ihnen einen Preis auf. Stellen Sie sich vor, der Bus kommt weg, brennt aus, was auch immer. Dann hilft es Ihnen herzlich wenig, den Bus nicht überzeichnet in seinem Wert taxiert haben zu wollen. Der letzte Eigner hat dann ein Problem. Seinen Bus Vw Bus bekommt er nicht wieder, die Versicherung wird versuchen die Taxierung anzufechten, zu halbieren. Am Markt bekommen sie f Euro 30ooo keine VW Busse T1 in dem Zustand, wie wir Ihn vor uns haben. Wahrlich keine einfache Entscheidung!
Das Gutachten wurde erstellt von Herrn Christian Schirrmacher mit Unterstützung Data Classic, recht herzlichen Dank.